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Europas Straßen durch die Augen eines LKW-Fahrers

08 Nov, 2023 33

Europas Straßen sind weit mehr als bloße Asphaltbahnen und Fahrbahnmarkierungen. Sie sind die Bühne für Geschichten, die sich Tag für Tag unter den Rädern unzähliger LKWs entfalten. Viele dieser Erzählungen mögen alltäglich erscheinen, doch manche sind gespickt mit Abenteuern, Herausforderungen und Überraschungen. In diesem Blogbeitrag bieten wir dir eine exklusive Gelegenheit, einen authentischen Einblick in das Leben eines LKW-Fahrers zu erhalten. Wir hatten das Vergnügen, ein Interview mit Özay Arslan zu führen, einem versierten Fahrer, der seit 2011 Teil unseres Teams ist und zahlreiche Kilometer auf den Autobahnen und Landstraßen von Deutschland und Europa zurückgelegt hat. Begleite uns bei diesem Gespräch und tauche tief in den Alltag und die Perspektiven dieses Berufes ein. Lass uns gemeinsam die Facetten und Nuancen dieses spannenden Jobs erkunden.

 

  • Persönliche Vorstellung:

 

Hallo, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Kannst du dich zuerst einmal kurz vorstellen?

 

"Ich bin 47 Jahre alt und arbeite seit beeindruckenden 27 Jahren als LKW-Fahrer. Meine Anfänge als Fahrer liegen in der Türkei, wo ich meinen ersten Führerschein erhielt. Doch seit 2004 habe ich Deutschland zu meiner Heimat gemacht und fahre seitdem in ganz Europa."

 

  • Einstieg in die Branche:

 

Wie bist du zum LKW-Fahren gekommen und was hat dich daran von Anfang an fasziniert?

 

"Schon als Kind war ich fasziniert von LKWs. Anstatt mit üblichen Kinderspielzeugen zu spielen, sammelte ich leidenschaftlich LKW-Spielzeuge. Diese kindliche Begeisterung blieb auch im Erwachsenenalter. Als ich älter wurde, erkannte ich zusätzlich das finanzielle Potenzial in diesem Beruf. Dieses Interesse, kombiniert mit der Aussicht auf ein gutes Einkommen, bewegte mich dazu, mich für das LKW-Fahren zu entscheiden."

 

  • Alltag & Routine:

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

 

"Ein typischer Arbeitstag? Nun, das ist im LKW-Fahren gar nicht so einfach zu definieren. Es hängt von so vielen Faktoren ab: Welche Art von Auftrag ich habe, ob es sich um eine lange oder kurze Strecke handelt, und selbst das Wetter spielt eine entscheidende Rolle. Ein sonniger Tag kann eine Fahrt wunderbar angenehm machen, während plötzlicher Regen oder Schnee alles komplizierter gestaltet. Dann sind da noch unvorhergesehene Staus auf Autobahnen, die alles durcheinanderbringen können. Aber trotz all dieser Variablen liebe ich, was ich tue. Für mich ist LKW-Fahren nicht nur ein Beruf, es ist eine Leidenschaft. Jeder Tag auf der Straße bringt neue Erlebnisse und Herausforderungen mit sich, und das macht es für mich so faszinierend."

 

Welche Routinen hast du dir über die Jahre angeeignet, um lange Fahrten besser zu bewältigen?

 

"Über die Jahre habe ich mir einige Routinen angeeignet, um die langen Fahrten angenehmer zu gestalten. Musik ist mein ständiger Begleiter auf der Straße. Sie hält mich wach und sorgt für gute Laune, besonders wenn ich allein unterwegs bin. Wenn Kollegen mitfahren, vertiefen wir uns oft in interessante Gespräche und tauschen Geschichten aus. Aber eines meiner absoluten Highlights ist die Natur. Es ist beeindruckend, die sich ständig verändernde Landschaft Europas zu beobachten und dabei immer wieder Neues zu entdecken."

 

  • Herausforderungen & Erfahrungen:

 

Was sind die größten Herausforderungen, denen du in deinem Beruf als LKW-Fahrer gegenüberstehst?

 

"In diesem Beruf gibt es neben den schönen Momenten auf der Straße auch seine Schattenseiten. Eine der ständigen Herausforderungen ist das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben. Hinzu kommt die stetige Suche nach geeigneten Parkplätzen, was in Europa oft nicht einfach ist. Darüber hinaus begegnet man komplexen Aufgaben, etwa dem Navigieren durch besonders enge Straßen oder dem Umgang mit unvorhersehbaren Wetterbedingungen. Auch der Umgang mit verschiedenen Kulturen und Sprachen, während man durch unterschiedliche Länder fährt, kann manchmal eine Herausforderung sein. Trotzdem überwiegt die Leidenschaft für die Straße und das Abenteuer des Unbekannten."

 

Wie war deine Erfahrung bei der Wanderung von der Türkei nach Deutschland, insbesondere im Hinblick auf deine Tätigkeit als LKW-Fahrer? War dieser Übergang einfach für dich?

 

"Der Umzug von der Türkei nach Deutschland stellte mich vor einige Herausforderungen. Zunächst war da die Notwendigkeit, meinen Führerschein umzuschreiben. Das bedeutete, dass ich die deutsche Sprache lernen und beherrschen musste. Darüber hinaus musste ich mich mit vielen neuen Gesetzen und Vorschriften auseinandersetzen, die ich berücksichtigen musste. Dennoch, mit Entschlossenheit und dem Willen, mich anzupassen, überwand ich diese Hürden. Nach etwa 8 Monaten konnte ich den deutschen Führerschein erwerben. Es ist bemerkenswert zu betonen, dass in Deutschland ein Mangel an LKW-Fahrern besteht. Dies könnte für LKW-Fahrer aus anderen Ländern eine Chance sein, hier zu arbeiten und nicht nur ein attraktives Gehalt zu genießen, sondern auch die wunderschöne Natur Deutschlands und ganz Europas zu erleben."

 

Welche Strecke war die herausforderndste, die du je gefahren bist, und warum?

 

"Eine der herausforderndsten Routen, die ich je gefahren bin, war in Frankreich auf dem Weg nach Annemasse. Statt der üblichen, längeren Strecke wählte ich einen vermeintlich kürzeren Weg. Doch dieser führte mich durch ein anspruchsvolles Gebirgsterrain mit scharfen Kurven und steilen Gefällen, was das Manövrieren des LKWs zur echten Prüfung machte. Trotz der Anforderungen konnte ich die atemberaubende Natur um mich herum nicht übersehen. Es war eine Mischung aus Herausforderung und Schönheit, die ich nicht so schnell vergessen werde."

 

Gibt es bestimmte Erfahrungen oder Anekdoten aus deiner Laufbahn, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

 

"In all den Jahren auf Europas Straßen gab es einen Moment, der mich besonders geprägt hat. Es war eine Winternacht in den norwegischen Fjorden. Plötzlich fand ich mich auf einer vereisten Bergstraße wieder, der Mond spiegelte sich im Schnee und alles war still. Es fühlte sich an, als ob ich allein mit meinem LKW in einer anderen Welt wäre. Das Manövrieren durch diese raue Landschaft erforderte höchste Konzentration, doch die atemberaubende Schönheit der Natur war jede Herausforderung wert. Dieser Moment hat mir gezeigt, dass selbst die schwierigsten Wege oft die eindrücklichsten Erinnerungen hinterlassen."

 

 

  • Work-Life-Balance:

 

Wie gelingt es dir, trotz der vielen Zeit auf der Straße, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu halten?

 

"Ein wesentlicher Faktor, um trotz der vielen Stunden auf der Straße ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben zu bewahren, ist die sorgfältige Planung mit meinem Teamleiter. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass ich die richtige Balance zwischen langen und kurzen Strecken habe. Zu viele lange Fahrten in einer Woche können die Work-Life-Balance stark beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig kürzere Strecken einzuplanen. Dank dieser Planung kann ich sicherstellen, regelmäßig zu Hause zu sein und wertvolle Momente mit meiner Familie und Freunden zu verbringen."

 

  • Unterschiede in Europa:

 

Welche Unterschiede hast du in den verschiedenen europäischen Ländern bemerkt, sei es bezüglich der Straßen, der Verkehrsregeln oder der Kultur?

 

"Europa ist ein Kontinent der Vielfalt, und das merkt man auch auf den Straßen. In Italien etwa habe ich die Kunst des geschickten Fahrens in engen Gassen gelernt, während die weitläufigen Autobahnen Deutschlands ein Gefühl von Freiheit vermitteln. In Frankreich war ich oft von der Höflichkeit der anderen Fahrer beeindruckt, besonders in den verkehrsreichen Städten. Aber die größte Herausforderung? Die Bergstraßen der Alpen, wo jeder Kilometer ein Tanz zwischen Naturgewalt und Technik ist. Trotz der Unterschiede vereint uns alle die gemeinsame Liebe zur Straße und dem Entdecken neuer Orte."

 

  • Technologie & Modernisierung:

 

Wie hat sich die Technologie in den LKWs im Laufe deiner Karriere verändert? Welche Innovationen haben dir das Leben erleichtert?

 

"Die technologische Evolution in der Welt der LKW-Fahrer hat unsere Routinen revolutioniert. Wo einst Papierkarten mein ständiger Beifahrer waren und die Orientierung ein Abenteuer für sich darstellte, führt mich heute das Navigationsgerät präzise und effizient durch das Gewirr europäischer Straßen. Die Automatisierung ist ein weiterer Segen: Automatische Schaltungen nehmen einem die Last des ständigen manuellen Wechselns ab, während Systeme wie der Active Cruise Control dazu beitragen, dass lange Fahrten weniger ermüdend sind. Diese Fortschritte haben nicht nur die Fahrerfahrung verbessert, sondern machen jede Tour sicherer und komfortabler."

 

Wie siehst du die Zukunft des LKW-Fahrens im Hinblick auf autonomes Fahren und andere technologische Fortschritte?

 

"Die fortschreitende Technologie und die Vision von autonomen LKWs mögen beeindruckend sein, aber meiner Ansicht nach wird die menschliche Intuition und Erfahrung im LKW-Fahren unersetzlich bleiben. Die Fähigkeit, komplexe Straßenverhältnisse zu bewältigen, den richtigen Moment zum Ein- oder Ausfahren zu erkennen und in Stausituationen kühlen Kopf zu bewahren, kann nicht so einfach durch Technik ersetzt werden. Autonome LKWs könnten in der Theorie effizient sein, doch die praktische Umsetzung – insbesondere bei anspruchsvollen Strecken – dürfte noch viele Jahre in Anspruch nehmen."

 

  • LKW-Fahrer und Logistik:

 

Wie siehst du die Bedeutung von LKW-Fahrern und der gesamten Logistikbranche für die Wirtschaft und Gesellschaft?

 

"LKW-Fahrer und die gesamte Logistikbranche sind das unsichtbare Rückgrat unserer modernen Gesellschaft. Sie ermöglichen den nahtlosen Fluss von Waren und Produkten – von den Lebensmitteln auf unserem Tisch bis hin zu den Technologien, die unseren Alltag prägen. In unserer globalisierten Welt, wo Produkte oft Tausende von Kilometern zurücklegen, bevor sie den Verbraucher erreichen, sind Transport und Logistik unverzichtbar. Ohne sie, würden viele der Annehmlichkeiten und Notwendigkeiten, an die wir gewöhnt sind, einfach verschwinden."

 

  • Zusammenarbeit mit Unternehmen:

 

Welche Qualitäten schätzt du bei einem Logistikunternehmen am meisten? Was macht für dich eine gute Zusammenarbeit aus?

 

"Ein erstklassiges Logistikunternehmen hebt sich durch Innovationsgeist und Teamarbeit hervor. Es geht nicht nur darum, Waren von A nach B zu befördern, sondern auch darum, ständig nach Möglichkeiten zu suchen, den Prozess zu optimieren und an die sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes anzupassen. Ein nahtloser Informationsfluss und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Fahrern, Disponenten und Kunden sind für mich das A und O. Das wahre Geheimnis? Ein Unternehmen, das in schwierigen Zeiten zusammenhält, rasch auf Herausforderungen reagiert und stets den Menschen im Mittelpunkt seiner Überlegungen behält."

 

  • Tipps für Neueinsteiger:

 

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der gerade erst mit dem LKW-Fahren anfängt?

 

"Das LKW-Fahren ist mehr als nur ein Job – es ist eine Lebensweise. Wenn du darüber nachdenkst, in diesen Beruf einzusteigen, musst du wirklich eine Leidenschaft dafür haben. Die Herausforderungen, denen du begegnen wirst, wie unregelmäßige Arbeitszeiten, lange Trennungen von der Familie und Anpassungen deines Schlafzyklus, können nur mit echter Hingabe gemeistert werden. Mein Ratschlag für Neulinge ist daher: Steige nur ein, wenn du wirklich brennendes Interesse daran hast und bereit bist, dich den einzigartigen Anforderungen dieses Berufes zu stellen."

 

  • Zukunftsvision:

 

Wie siehst du die Zukunft des LKW-Fahrer-Berufs und welche Veränderungen wünschst du dir für die kommenden Jahre?

 

"Die Rolle des LKW-Transports wird stets unverzichtbar bleiben, selbst angesichts aufkommender Technologien wie autonomes Fahren, Drohnen oder Hyperloops. Was mich wirklich begeistert, sind die bahnbrechenden Innovationen, die den LKW-Fahrer-Beruf kontinuierlich revolutionieren. Ich sehe eine Zukunft, in der Technologie nicht nur unseren Alltag erleichtert, sondern auch die Fahrt an sich bereichert. Ich hoffe auf Optimierungen, die uns helfen, effizienter zu arbeiten, sicherer zu fahren und die Schönheit unserer Routen noch mehr zu genießen."

 


 

Wir möchten Özay Arslan nochmals herzlich dafür danken, dass er uns an seinem Leben und seiner Leidenschaft für das LKW-Fahren teilhaben ließ. Seine Geschichten vermitteln nicht nur einen Einblick in den Alltag eines LKW-Fahrers, sondern auch in die Vielfalt und Schönheit der europäischen Straßen.

 

Abschließend wünschen wir Özay Arslan und allen LKW-Fahrern da draußen sichere und angenehme Fahrten auf Straßen. Mögen die Straßen euch stets wohlgesonnen sein.

 

Wenn du selbst Erfahrungen in diesem Berufsfeld hast oder jemanden kennst, der als LKW-Fahrer arbeitet, ermutigen wir dich, deine Gedanken und Geschichten zu teilen. Die Welt der Logistik und des LKW-Fahrens ist reich an Abenteuern und Herausforderungen, und wir freuen uns darauf, mehr davon zu hören.

 

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